Von Tamara Regina Graeske
„So viele Insekten habe ich lange nicht mehr gesehen, wirklich toll“, bekundete eine Teilnehmerin begeistert nach der naturkundlichen Exkursion zu Heuschreckenstimmen in der Wahner Heide, veranstaltet vom Bündnis Heideterrasse e.V. und geleitet von Holger Sticht, Landesvorsitzender des BUND. Bei nahezu perfektem Wetter für die Heuschrecken verlief die dreistündige Exkursion durch die diverse Landschaft des zweitgrößten und artenreichsten Naturschutzgebietes Nordrhein-Westfalens.
Nicht nur die Blütenpracht der Heide, wie zum Beispiel von der aktuell blühenden Besenheide (Calluna vulgaris) oder der in der Niederrheinischen Bucht gefährdeten Heidenelke (Dianthus deltoides), war besonders beeindruckend in diesem Jahr. Bei jedem Schritt konnte man auch eine außerordentliche Anzahl von davonstiebenden Heuschrecken sehen, allen voran die Blauflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda caerulescens), die sich gerne auf kiesigen Rohböden aufhält und an ihren im Flug aufblitzenden blauen Hinterflügeln gut zu erkennen ist. Ständiger Begleiter der Exkursion war auch das hohe und anhaltende Sirren der Roesels Beißschrecke (Roeseliana roeselii), sowie das unverwechselbare Stridulieren des Nachtigall-Grashüpfers (Chorthippus biguttulus) und des Wiesengrashüpfers (Chorthippus dorsatus). Weitere Stimmen, die bei dieser Exkursion kennengelernt wurden, gehörten beispielsweise dem Braunen Grashüpfer (Chorthippus brunneus), der Gewöhnlichen Strauchschrecke (Pholidoptera griseoaptera) oder der Langflügeligen Schwertschrecke (Conocephalus fuscus). Die Exkursion wurde weiter bereichert von Beobachtungen weiterer Tiergruppen sowie hautnah erlebten Naturschauspielen. Hierzu gehörte das Fangen einer Heuschrecke von einer Wespenspinne (Argiope bruennichi), das Abtauchen zahlreicher Kleiner Wasserfrösche (Pelophylax lessonae) in einem Temporärgewässer, die vielen Heuschreckensandwespen (Sphex funerarius) – unsere größte Grabwespenart, die erst in den letzten Jahren aus Süden kommend auf die Heideterrasse eingewandert war -, das Fliegen der Schwarzkehlchen (Saxicola rubicola) über die Heide sowie eine unmittelbare Begegnung mit einem Blauen Eichen-Zipfelfalter (Favonius quercus). Das Highlight des Tages war jedoch unbestritten das Auffinden mehrerer Adulten der Europäischen Gottesanbeterin (Mantis religiosa), die sich in Deutschland aktuell vom Klimawandel begünstigt von wärmeren Regionen Richtung Norden ausbreitet. Die grünen Fangschrecken sind auf den ersten Blick aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit einem Grashalm schwer zu entdecken, doch beeindrucken dann mit ihren markanten Augen und Dornen besetzten Fangarmen. Diesen Sommer wurde die Gottesanbeterin erstmalig in der Wahner Heide beobachtet und untermauert damit die Schönheit sowie die Bedeutung dieses geschützten Lebensraumes.