23.11.2024, 11:31 Uhr

Gefährdete Pflanzenarten der Dellbrücker Heide

Gebietstypische Vielfalt konnte durch Naturschutzmaßnahmen des BUND gerettet werden...das NSG Dellbrücker Heide ist das botanisch artenreichste Gebiet Kölns...

Hain-Augentrost, bundesweit gefährdet
Hain-Augentrost, bundesweit gefährdet
© H. Sticht
Seit der letzten Zusammenstellung über die Flora des Naturschutzgebiets Dellbrücker Heide in 2019 gab es nicht nur zusätzliche Erhebungen, sondern auch die Veröffentlichung einer neuen Roten Liste für Nordrhein-Westfalen. Nach Auswertung dieser neuen Daten und zusätzlich alter, bislang nicht berücksichtigter Daten erfolgt hiermit eine aktuelle Übersicht über die Vielfalt der Farn- und Blütenpflanzen in dem Gebiet mit Stand 2024.

Seit 1993 konnten insgesamt 567 Arten im Naturschutzgebiet Dellbrücker Heide festgestellt werden.

Rosenmalve, stark gefährdet in der Niederrheinischen Bucht
Rosenmalve, stark gefährdet in der Niederrheinischen Bucht
© H. Sticht
506 dieser Arten konnten ab 2011 nachgewiesen werden. Auch wenn sich diese, z.B. manche einjährige Rohbodenpioniere, nicht alle in jedem Jahr entwickeln, handelt es sich mit etwa 500 Pflanzenarten um das botanisch artenreichste Gebiet auf Stadtgebiet Kölns.

Entscheidend ist aber v.a. die Vielfalt typischer und ursprünglicher Arten der Heiden, Sandtrockenrasen und weiterer nährstoffarmer Habitate, für welche der bis 1992 militärisch genutzte Rest der einst siebenmal größeren Dellbrücker Heide in 2009 als Naturschutzgebiet ausgewiesen worden war.

Während zwischen 1993 und 2003 43 gefährdete Arten nachgewiesen werden konnten, waren es seit Übernahme der Betreuung durch den BUND 51, im für die Rote Liste relevanten 10-Jahres-Zeitraum zwischen 2014 und 2024 49 Arten.

Das gefährdete Turmkraut neben Besenginster, darunter der ebenfalls in NRW gefährdete Bauernsenf
Das gefährdete Turmkraut neben Besenginster, darunter der ebenfalls in NRW gefährdete Bauernsenf
© H. Sticht
Betrachtet man ferner aktuell gefährdete Arten nährstoffarmer, unbewaldeter Lebensräume, so konnten bis 2003 33 Arten und ab 2010 38 Arten nachgewiesen werden. Die gebietstypische Vielfalt konnte also weitestgehend bewahrt bzw. wiederhergestellt werden. Derzeit als verschollen geltenden Arten steht eine etwas größere Zahl von lebensraumtypischen Arten gegenüber, die neu einwandern oder nachgewiesen werden konnten. Dies zeigt, gerade auch vor dem Hintergrund des massiven Biodiversitätsschwunds und einer landesweit wachsenden Zahl gefährdeter Arten, dass das Naturschutzmanagement des BUND bemerkenswert erfolgreich ist.

Das NSG wird nicht in jedem Jahr flächendeckend untersucht, sondern vielmehr periodisch in Teilbereichen durch verschiedene Expert*innen. Deswegen erfolgt gerade bei den auch im Gebiet seit jeher seltenen Arten nicht in jedem Jahr ein Nachweis.

FFH-Lebensraumtyp
FFH-Lebensraumtyp "Trockene europäische Heiden" mit Haarginster und Heidekraut
© H. Sticht
Zudem sind viele dieser Arten abhängig von unterschiedlichen Sukzessionsstadien. Um diese immer wieder in ihrer Vielfalt vorhalten zu können, werden Maßnahmen bspw. der Rohbodenöffnung bewusst nicht in jedem Jahr auf der gleichen Fläche, sondern auf kleinräumig wechselnden Flächen umgesetzt. Das heißt aber auch, dass auch in den kommenden Jahren mit weiteren Wieder- und Neufunden zu rechnen ist.

Dies gilt z.B. für das Borstgras (Nardus stricta). Pechau/Würz konnten bei ihrer Erhebung in 1994 (fertiggestellt 1995) noch mehrere verinselte Bestände und sogar die nach der Art benannte, schon damals landesweit stark gefährdete Pflanzengesellschaft feststellen. Ferber konnte in 2002 (fertiggestellt 2003) nur noch zwei Horste feststellen. Bei Übernahme der Betreuung durch den BUND ab 2010 war das Borstgras bereits verschollen. Die Maßnahmen des BUND auf den ehemaligen Standorten zielen aber darauf ab, geeignete Keim- und Etablierungsbedingungen wiederherzustellen. Der Haarginster (Genista pilosa) und die Platterbsen-Wicke (Vicia lathyroides) sowie das Bunte Vergissmeinicht (Myosotis discolor) in diesem Jahr sind Beispiele für einst verschollene Arten, bei denen dies gelang.

Die Liste über die aktuell gefährdeten Arten des NSG Dellbrücker Heide der letzten 30 Jahre steht nachfolgend als Download zur Verfügung.