Ehrenamtlker:innen im Naturschutz-Einsatz an der PWA, 07.10.2023
© Justus Siebert
Es war wieder mal soweit: wie jedes Jahr im Herbst versammelten sich ein paar ehrenamtliche Naturschützer:innen an diesem Gewässer, um dafür zu sorgen, dass es auch ein Gewässer bleibt. Denn als solches bildet es einen wertvollen Lebensraum für eine Vielzahl von teils seltenen Tieren und Pflanzen, die ansonsten in der näheren Umgebung keine Existenzgrundlage mit diesen spezifischen Eigenschaften finden würden.
07.10.2023: Die PWA vor dem Einsatz
© Justus Siebert
Was man auf den ersten Blick sieht, wenn man davor steht, und wie auch der Name schon sagt: es handelt sich um kein natürliches Gewässer. Eine Betonwanne mit steilen Rändern, von Menschen, genauer dem belgischen Militär, einst angelegt, um nach dem Manöver alles möglich von den Panzern abzuwaschen und in dieses Becken zu spülen. Die letzte Waschung ist nun rund 20 Jahre her, die belgischen Streitkräfte längst abgezogen, seitdem hat sich diese Panzerwaschanlage zu einem Stillgewässer-Biotop entwickelt. Libellen, Teichfrösche, Molche, Wasserkäfer, Ringelnattern, Froschlöffel, sie alle haben dieses Gewässer als Zweitlebensraum entdeckt und angenommen. Was all diesen inzwischen alteingesessenen Bewohnern besonders gefällt: die Sonnenseite dieses Biotops, ohne Besonnung und der damit verbundenen Wärme könnten sich die Larven nicht entwickeln, und den Teichfröschen sieht man förmlich an, wie sie das Sonnenbad am Beckenrand genießen.
07.10.2023: Die PWA nach dem Einsatz
© Justus Siebert
Diese Komfortzone wäre schon vor Jahren verschwunden, denn Sonne und Wasser begünstigt auch Pflanzenwachstum, welches mit der Zeit Biomasse bildet, die sich als Bodengrund absetzt und mit der Zeit zu einer Verlandung führen würde. Oder einige Pflanzen, wie der Flutende Schwaden oder der Rohrkolben, hätten schon vorher die offene Wasserfläche zugewuchert. Keine akzeptablen Bedingungen für Libellenlarven, Teichmolche und Ringelnattern.
In den letzten Jahren hat sich vor allem der bereits genannte Rohrkolben in der PWA stark ausgebreitet und droht alles zu überwachsen und zu beschatten. Deshalb sind wir ihm auch dieses Jahr wieder zuleibe gerückt und haben den Bestand stark ausgedünnt. Das bedeutet für den Moment Stress für Frosch & Co., aber besser jetzt im Herbst, wenn Paarungs- und Laichzeit vorbei sind, oder im Winter, denn eine Störung im Winterschlaf kann tödlich sein für diese Tiere. Unter der Wasseroberfläche hat sich das Laichkraut stark ausgebreitet, was für das Laichgeschäft der Molche im Frühjahr zwar grundsätzlich passt, aber wenn es gar keine freien Schwimmflächen mehr gibt für die Molche und deren Larven, passt das auch wieder nicht.
Teichfrösche, kur nach dem Einsatz, wieder entspannt beim Sonnenbad
© Justus Siebert
Deshalb haben wir auch beim Laichkraut kräftig ausgedünnt, auch wenn es sich nicht vermeiden lässt, dass die eine oder andere Libellenlarve mit entnommen wird. Denn anders als die Molchlarven brauchen die Larven der meisten Libellenarten, wie die der Blaugrünen Mosaikjungfer, zwei bis drei Jahre, bis sie ihre aquatische Lebensweise aufgeben und zwecks Metamorphose zur fliegenden Libelle dem Wasser entsteigen, dann gerne an dem Stengel eines Rohrkolbens. Dafür ist der eine oder andere Kolben dann doch noch gut.
Und einen Rundumschnitt gab es auch noch, die umstehenden Weiden, Pappeln und Schlehen drohen ebenfalls zuviel Schatten zu werfen und Laub einzubringen, und last but not least wurde dabei auch der Wanderweg, der vom gegenüber der Straße liegenden Parkplatz quer durch die ehemalige Panzerwaschanlage führt, wieder frei gestellt. Über den Grünschnitt haben sich übrigens die Ziegen auf der benachbarten Hühnerbruch-Koppel gefreut.
Jetzt schauen wir mal ab dem nächsten Frühjahr, wie sich alles entwickelt, ob wie in den letzten Jahren in einer sommerlichen Dürrephase eine Austrocknung droht, und die Löschgruppe Altenrath der Feuerwehr das durch einen Wasser-Marsch!-Einsatz verhindern soll. Oder ob den „guten“ PWA-Bewohnern (Molche, Frösche) besser geholfen ist, wenn sie kurzzeitig mal evakuiert werden, die „bösen“ Bewohner (Laichkraut, Wasserpest) mal ausradiert werden. Der Rohrkolben jedenfalls dürfte auch eine temporäre Austrocknung überstehen, ihm werden wir auch im nächsten Herbst wieder zuleibe rücken müssen.
Die ehemalige Panzerwaschanlage, gegenüber dem Parkplatz ehemaliges Camp Altenrath, Wahner Heide, wird von uns (Bündnis Heideterrasse e.V.) betreut, in Absprache mit der DBU Naturerbe GmbH, als Eigentümerin.
Den diesjährigen Einsatz hat übrigens der WDR begleitet, hier der Link zu Lokalzeit:
Panzerwaschanlage wird Naturparadies in der Wahner Heide - Lokalzeit aus Köln - Sendungen A-Z - Video - Mediathek - WDR